Unter der Haube des Top-Defenders arbeitet der V8-Kompressorbenziner, der aus diversen Range Rover-Modellen bereits bekannt ist. Aus fünf Litern Hubraum zieht er eine Leistung von 525 PS / 386 kW und ein maximales Drehmoment von 625 Nm. Das reicht - je nach montiertem Radsatz - aut der Straße für eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h und bei dem immerhin auch noch 2,5 Tonnen schweren Dreitürer für einen Sprint von 0 auf 100 km/h in gerade mal 5,2 Sekunden (110: 5,4 Sekunden) - das ist Porsche Cayenne-Niveau. Und das sorgt auf der Straße für sorgenfreie Spurts auf Beschleunigungspuren und beim Überholen. Es steht praktisch immer genügend Reserve zur Verfügung. Und wer mehr als 123.700 Euro für einen Defender hinlegt, den dürfte auch der wenig sparsame NEFZ-Durchschnittsverbrauch von 12,8 Liter Super je 100 Kilometer oder der CO2-Ausstoß von 290 g/km nicht wirklich stören.
Schluss mit ruppig
Früher war es mit dem klassischen Defender eher eine körperliche Tortur, außerhalb des Geländes auf "normalen" Straßen unterwegs zu sein. Enges und unbequemes Gestühl, verquere Sitzpositionen, miserabler Geradeauslauf, unpräzise Lenkung, polternde, äh, "Federung". Airbags? Was für Bags? Bremsweg? Vorhanden. Der Defender ist all die Produktionsjahrzehnte durch ein Kind der Nachkriegsjahre gewesen. Auch der letzte gebaute "Landy" basierte weitgehend auf dem Ur-Land Rover von 1948. Mehr als zwei Drittel aller jemals produzierten Defender rollen noch über Straßen, Felder und durch Wüsten rund um den Globus - robust, aber ruppig.
Beim neuen Defender ist nun Schluss mit ruppig: Auf zivilen Straßen ist er zu einem komfortablen SUV geworden. Bequemer Einstieg, viel Platz rundum, komfortable Sitze - der Defender ist im hier und heute angekommen. Und er fährt sich auch so. Exakte Lenkung, soft und präzise schaltende 8-Stufen-Automatik - nix mehr mit Taktor. Massive Stablisatoren sorgen dafür, dass sich der Defender auch in schnellen Kurven kaum zur Seite neigt. Über ein elektronisch aktiviertes hinteres Sperrdifferential wird das Kurvenverhalten weiter verbessert. Exakte Gasannahme, bissige Bremsen, sanfte Federung, Luftfahrwerk, Assistenzsysteme, Konnektivität. Alles, was ein SUV der gehobenen Preisklasse so braucht.
Und im Gelände? Dem eigentlichen Element des Defenders? Gut, innen lassen leicht sauber zu haltende Materialien oder die zahlreichen Haltegriffe schon was ahnen. Man traut sich trotzdem kaum, es auszusprechen: Der neue Defender, erst recht der mit der Kraft aus acht Zylindern, kommt im rabiaten Gelände noch besser voran, als sein legendärer Vorgänger. Der Achtender hat serienmäßig ein Dynamic-Programm im Terrain Response System. Damit lässt sich das Gaspedal noch genauer steuern. Die Antriebsschlupfregelung wurde optimiert, das Bremssystem, die Gierkontrolle. So kommt er noch steilere Hänge sicher hoch und runter, meistert Geröll oder Schlamm noch besser. SUV hin oder her: Der neue Defender, erst recht mit dem V8, ist vor allem ein Geländewagen.
Auf den ersten Blick sieht das Top-Modell der Defender-Baureihe nicht viel anders aus als seine nicht ganz so bulligen Geschwister. Er ist ebenso als Defender 90 mit drei und als 110 mit fünf Türen zu haben, außerdem mit Soft- wie mit Hardtop. Wer genauer hinsieht, der entdeckt dann an dem guten Stück eigens designte 22-Zoll-Leichtmetallfelgen und zwischen den Speichen blau hervor strahlende Bremssättel an 20-Zoll-Bremsscheiben. Überall am Fahrzeug weisen zudem spezielle Modellembleme darauf hin, wen man da vor sich hat. Und natürlich gibt es am Heck eine Abgasanlage mit vier dicken Endrohren, die nicht nur optisch, sondern auch akustisch mit für das sorgen, was Landrover einen "einen ebenso entschlossen wirkenden wie authentischen Klang" nennt: Der V8-Defender ist nachhaltig orchestriert.
Und keineswegs billig. Mindestens 123.700 Euro werden für den Zweitürer fällig, wenn man ihn sich als Statement leisten will. Damit ist man preislich schon gut unterwegs in den Regionen eines Porsche Cayenne, eines Jeep Grand Cherokee mit Hemi-V8 oder einer Mercedes G-Klasse. Gut durchs Gelände und bequem von A nach B kommt man allerdings auch mit den anderen Defender-Modellen.