Landrover Evoque P300e : Kraftzwerg mit Herzschrittmacher
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Keilform: konsequentes Design des Evoque Bild: Hersteller
Landrover spendiert seinem kleinen Modell Evoque einen Elektromotor und eine Batterie, die an Steckdose oder Wallbox aufgeladen werden kann. Was taugt der Plug-in-Hybrid?
Das nennt man Modellpolitik: Die Politik beschließt, elektrisches Fahren sei umweltfreundlich, also verpassen die Autobauer ihren Modellen einen elektrischen Hilfsmotor. Auch Land Rover geht mit der Zeit, und so ist der Kleinste im Sortiment in seiner jüngsten Variante als Evoque P 300e nun ein Plug-in-Hybrid, er steht in Preis und Leistung an der Spitze der Palette.
Im Verein versprechen die zwei Herzen eine muntere Kraftentfaltung. Vorn dreht ein Turbobenziner mit 200 PS (147 kW) und 280 Nm Drehmoment an den Rädern, auf die hinteren wirkt ein Elektromotor mit 109 PS (80 kW) ein. Das ergibt eine Systemleistung von 309 PS und 540 Nm sowie ein Auto, das mal mit Front- und mal mit Heckantrieb oder als Allradler unterwegs ist. Im reinen Elektrobetrieb kamen wir mit dem Evoque und zartestem Gasfuß 67 km weit, das ist sogar noch etwas mehr als nach Norm, anschließend wurden laut Messgerät 17,78 kWh aus der 230-Volt-Steckdose in die nominell 15 kWh fassende Batterie gezapft.
Das ist für einen Hybriden ein guter Wert, die Fortbewegung ist freilich gemächlich, weil der Elektromotor gut 2,2 Tonnen zu bewegen hat, und endet bei 135 km/h, die eher theoretisch sind, weil sie die Batterie im Nu leer saugen. Auch an der Wallbox kann geladen werden, einphasig mit 7 kW, wenn die Box das zulässt, sogar Gleichstrom mit bis zu 32 kW ist möglich.
Sparsam ist der Hybrid auch im reinen Benzinbetrieb, den Strom für den elektrischen Boost stellt er sich dann selbst her. Auf der Landstraße schafften wir Verbräuche um 6 Liter auf 100 Kilometer, der Gesamtdurchschnitt lag knapp über 8. Die Leistung ist jederzeit ausreichend, der Sprint auf 100 km/h ist nach 6,4 Sekunden vorbei, ab 170 bis zur Höchstgeschwindigkeit von 213 km/h wird es freilich zäh. Womit wir bei den Schattenseiten wären: Der nur 1,5 Liter große Motor ist ein Kraftprotz mit Herzschwäche, das mangelnde Drehmoment wird von der früh und sanft schaltenden Acht-Gang-Automatik im Verbund mit dem Elektromotor redlich vertuscht. Beim scharfen Beschleunigen an der Kreuzung schiebt jener zunächst müde an, nach einer Gedenksekunde hat dann die Automatik heruntergeschaltet, und der Motor meldet sich etwas plärrend, dann geht es vehement weiter. Im Normalbetrieb merkt man davon indessen wenig.
Äußerlich ist das kompakte SUV mit 4,37 Meter Körperlänge unverändert, die ansteigende Gürtellinie und das nach hinten abfallende Dach bescheren ihm eine extreme Keilform, die offenbar von vielen Kunden geschätzt wird, aber die Höhe des Laderaums sowie die Kopffreiheit hinten beschneidet. Der Erstgenannte leidet bei umgelegter Sitzbank zudem an einer ansteigenden Fläche. Steht die Lehne aufrecht, sitzen die Passagiere hinten trotzdem ganz brauchbar und vorne bestens auf elektrisch vielfach verstellbaren Sitzen. Das Ambiente mutet edel an, nur ein paar billige Plastikteile am Rande der Sitzfläche, die beim Aussteigen unter der Last des Allerwertesten protestieren, und ein sich ablösender Gummi an der Türkante störten den positiven Gesamteindruck.
Gleich drei Displays beglücken Fahrer und Beifahrer, sie sind in einem attraktiven dunklen Ton gehalten, aber schlecht ablesbar, wenn die Sonne einstrahlt. Was sich die Designer dabei gedacht haben, als sie die Bedienungselemente ersannen, wissen wir nicht. Für die Heizung gibt es zwar löbliche Drehrädchen, die aber zugleich das Gebläse befehligen sollen, umgestellt werden muss am unteren Display. Und der Wechsel etwa von aktuellen Fahrtinformationen zu den Routen A oder B ist die blanke Zumutung. Dafür sind die Geländeeigenschaften für ein SUV gut, und die Kamera beeindruckt mit ihren Sichtweisen.
Insgesamt hinterlässt der Evoque einen zwiespältigen Eindruck. Zu selbstbewussten Preisen von rund 56.000 Euro aufwärts gibt es ein schickes Auto mit maßvollem Verbrauch und ansehnlichen Fahrleistungen, aber auch mit den generellen Schwächen vieler Hybride. Mit denen muss man leben wollen.